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Albert P. Stäheli, CEO NZZ-Mediengruppe

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Albert P. Stäheli

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Der gegenwärtige Strukturwandel stellt vor allem Zeitungsverlage vor grosse Herausforderungen. Sie bewegen sich zukünftig mit ihrem Geschäftsmodell auf zunehmend unsicherem Terrain. An der Notwendigkeit des Journalismus ändert sich deswegen aber im Grunde nichts. Die Gesellschaft braucht ihn aus den klassischen Gründen: zur Herstellung von Öffentlichkeit, zur Kontrolle staatlicher und anderer Gewalten und für den Einzelnen zur Meinungsbildung und Orientierung. Die kurze Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass wir auch im digitalen Zeitalter auf professionelle und unabhängige Intermediäre angewiesen sind. Recherche, Analyse, Bewertung und Auswahl, sind in der zunehmenden Informationsflut sogar wichtiger denn je. Nach dem ersten Hype um Bürgerjournalismus, Blogs und Social Networks scheint sich langsam die Erkenntnis herauszukristallisieren, dass diese neuen Kommunikationsformen zwar willkommen sind, aber nur Ergänzungen zur professionellen Publizistik darstellen können.

Schwieriger zu beantworten ist denn auch die Frage, wie erfolgreicher Journalismus künftig aussehen wird. Um bestehen zu können, müssen Medienunternehmen ihre Produkte an das veränderte Marktumfeld anpassen, sie noch weiter differenzieren und profilieren. Die Glaubwürdigkeit von Medienmarken wird nicht durch Werbung erzeugt, sondern durch andauernde Kompetenz und Verlässlichkeit im redaktionellen Inhalt. Das geht nur mit einem professionellen, ausdifferenzierten Journalismus, der es schafft, Inhalte sowohl zielgruppen- wie auch mediengerecht zu verbreiten. In dieser stärkeren Fokussierung auf die Bedürfnisse der Mediennutzer steckt wohl eine wesentliche Veränderung im beruflichen Selbstverständnis der Journalisten. Man darf dies aber nicht falsch verstehen: Unabhängigkeit und Skepsis nach allen Seiten muss nach wie vor zur Grundausstattung im Journalismus gehören. Neben der reinen Fachkompetenz werden aber Fähigkeiten in Bezug auf Darstellungsform und Verbreitungsweg an Bedeutung gewinnen.

Geschrieben von Maz Blogger

2. Dezember 2010 um 15:33

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