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Peter Sauber antwortet dem MAZ

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Peter SauberAls Formel-1-Team leben wir unmittelbar davon, dass die Medien über unseren Sport berichten. Deshalb ist uns eine gute Zusammenarbeit wichtig. Allerdings muss ich sagen, dass sich das Medienumfeld im vergangenen Jahrzehnt drastisch verändert hat und für uns schwieriger geworden ist. Insbesondere das Internet spielt dabei eine entscheidende Rolle. Meldungen aus teilweise unbekannten Quellen, von Leuten, die in einer dunklen Kammer sitzen, gehen in Sekundenschnelle um die Welt. In der Formel 1, in der jeder Schritt der Fahrer oder Teamchefs entweder durch Fotos, oder neuerdings Videos, festgehalten wird, sind wir diesem Medium besonders intensiv ausgesetzt.

Ich stelle fest, dass eine Kultur des Abschreibens Einzug gehalten hat. So verbreiten sich Meldungen, richtige und falsche, in kürzester Zeit, immer mit globaler Reichweite. Durch die Schnelligkeit des Internets geraten zudem Printmedien unter Druck. Oftmals leidet dann die Qualität. Braucht es künftig Journalismus? Ja, es braucht ihn sogar mehr denn je. Es braucht gut ausgebildete JournalistInnen, die sich interessieren, die recherchieren, die Dinge hinterfragen, die Fakten verifizieren, und die sich ihrer Verantwortung bewusst sind.

Peter Sauber, Unternehmer, Sauber Motorsport

Geschrieben von Maz Blogger

1. Juli 2010 um 17:23

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Ottmar Hitzfeld antwortet dem MAZ

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Ottmar Hitzfeld

Wenn Journalisten mir Fragen stellen, die ich als gut einstufe und die mich zum Nachdenken anregen, ja, bisweilen zwingen, spiele ich bisweilen etwas auf Zeit, so dass der Journalist oder die Journalistin meint, nachlegen respektive präzisieren zu müssen. Derweil kann ich meine Gedanken für die Antwort auf die Frage ordnen und antworten.

Für eine Antwort auf die Frage, ob es (noch) Journalismus braucht, besteht kein Bedarf auf Zeit zu spielen. Denn meine Antwort ist klar, wohl überlegt und lautet Ja! Unbedingt! Mehr denn je!

Dieses laute Ja formuliert sich nicht ohne Blick auf die jüngste Entwicklung in der viel zitierten und viel zitierenden Medienbranche. Denn deren modernste Eigenschaft scheint nicht nur zu sein, dass Informationen kostenlos zu haben sind, sondern auch schnell, schneller und immer noch schneller. Die Qualität dieser Berichterstattung hält das Tempo durchaus mit – aber die Richtung dieser Entwicklung stimmt für mich nicht und die Folgen sind Oberflächlichkeiten, aufgebauschte Belanglosigkeiten, inszenierter Starkult, Ungenauigkeiten, Teilwahrheiten und leider auch Unwahrheiten.

Dass derlei, nicht selten noch effektvoll animiert durch Fotos oder Video-Clips, in Sekundenschnelle um die Welt geht, ist das Eine. Dass solche «News» und Storys oft genug unwiderfragt weiter verbreitet oder gar Effekt haschend angereichert werden, ist das Andere. Und weder das Eine, noch das Andere entspricht meinen Vorstellungen von seriösem Journalismus, den es in Zeiten mit derartigen medialen Facetten braucht. Unbedingt. Mehr denn je.

Für die seriösen Inhalte von Berichten, Reportagen, Porträts, Interviews, Hintergrund-Storys oder Kommentaren braucht es Journalistinnen und Journalisten mit solider Ausbildung, angeeigneter Erfahrung im Beruf. Und es braucht Medienhäuser, die auf diese Arten Medienschaffende und Medienschaffen setzen, die Zeit geben für tiefgründige Recherchen. Fernsehen, Radio, Internet sind schnelle Medien, um so wichtiger ist darum für mich, dass insbesondere bezahlte Tageszeitungen nicht deren Tempo und Rhythmus mitzugehen versuchen, sondern deren «Basics» ergänzen, vertiefen, werten und einordnen. Das ist mein Qualitätsanspruch (ohne Blick auf Wirtschafts- oder Anzeigensituation), das ist mein unbedingter Wunsch, und er ist stärker denn je.

Ottmar Hitzfeld, Coach der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft

Geschrieben von Maz Blogger

17. Juni 2010 um 10:32

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