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Christine Beerli, Fürsprecherin, Vizepräsidentin des Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK)

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Christine Beerli

Christine Beerli

Braucht es künftig noch Journalismus und damit JournalistInnen?

welch eine Frage – natürlich, mehr denn je!

Die technologische Revolution wird die Art der Präsentation und Übermittlung der Informationen tiefgreifend beeinflussen. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass jemand entscheiden muss, was aus der unendlichen Vielfalt der täglichen Ereignisse Informationscharakter hat und in welcher Art der Sachverhalt aufbereitet und der Öffentlichkeit präsentiert werden soll. Da die Interessen des Publikum ausgesprochen heterogen sind, sind die «Informationsprofis» gehalten, sich zu spezialisieren, um die Nachfrage nach Einsicht in spezielle Gebiete kompetent und zeitgerecht abzudecken. Politik, Sport, Kultur, Gesellschaft, Wohnen, Garten, Schönheit, Tiere, Reisen und viele weitere mehr – alle Bereiche wollen bearbeitet sein. In einem Umfeld, in dem viele Menschen keine Zeit mehr haben – oder sich keine Zeit mehr nehmen – Bücher zu lesen, ist die journalistische Aufbereitung von Wissen von grösster Bedeutung. Sie ermöglicht vielen Menschen einen Einblick und anderen den Anstoss, sich vertieft mit einer Materie auseinanderzusetzen. Ich habe persönlich viele Bücher erst gelesen, weil ich vorher über sie gelesen habe – und dies war immer ein Gewinn.

Journalismus hat grosse Bedeutung weit über den politischen Journalismus hinaus – es liegt mir daran, dies festzuhalten, da ich mich nunmehr doch dem Bereich der «Politberichterstattung» zuwenden möchte.

Es gibt keine freie, offene, demokratische Gesellschaft ohne freie Medien und unabhängige JournalistInnen (Medienschaffende). Dies ist eine Binsenwahrheit – aber wert wiederholt zu werden. Freiheit und Unabhängigkeit – natürlich von staatlicher Einflussnahme und Gewalt. Hier sind die Gefahren in vielen Ländern offensichtlich und müssen bekämpft werden.

Freiheit und Unabhängigkeit können aber in unseren Breitengraden auch auf subtilere Art in Gefahr geraten: wirtschaftliche Macht (oder Ohnmacht) macht ihren Einfluss geltend. Redaktionen werden aus finanziellen Gründen bis unter die Schmerzgrenze verkleinert, der Druck auf den einzelnen Mitarbeitenden wächst – es steht keine Zeit mehr für seriöse Recherchen zur Verfügung und der Markt erwartet sensationelle Geschichten. Braucht es hier nicht fast übermenschlich viel Kraft, sich den Freiraum zu wahren und – vielleicht auf Kosten der Karriere – seinem Berufsethos nachzuleben? Und doch sind dies genau die JounalistInnen, die die heutige Welt so dringend braucht: neugierig, mutig, hartnäckig, in die Tiefe gehend, sachkundig, unvoreingenommen und verantwortungsbewusst. Ohne sie gehen wir in der Flut der ungefilterten – oder schlimmer noch – bewusst aufbereiteten und ausgelesenen Informationen unter!

Geschrieben von Maz Blogger

8. Oktober 2010 um 09:31

Abgelegt in Allgemeines,Politik

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