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Marion Starck, Präsidentin des Schweizerischen Public Relations Institut (SPRI) und Inhaberin der Managementberatung Starck Public Relations in Zürich

2 Kommentare

Marion Starck

Marion Starck

Die technologische Revolution versprach uns eine bessere und schnellere Kommunikation. Auf den Journalismus bezogen kann man heute nur das zweite Versprechen als eingelöst betrachten. Je mehr Menschen ihre Informationen aus dem Internet und Gratiszeitungen beziehen oder aufs Handy laden, desto eher geben sie sich zufrieden mit oberflächlichen Headlines und pauschalen Einschätzungen. Mit der beschleunigten Kommunikation steigt für Journalistinnen und Journalisten auch der Druck, Informationen so schnell wie möglich zu verbreiten.

Auf der Strecke bleiben dabei vermehrt das Recherchieren und Hinterfragen. Schon jetzt ist die Grenze zwischen «neutralen» und bezahlten Inhalten zunehmend verschwommen. Der Journalist droht zum blossen Handwerker degradiert zu werden, dessen Richtschnur und Wegweiser das Internet ist. Für diese Art von Journalismus braucht es lediglich Schreiber ohne Ansprüche, Arbeiter ohne Meinung.

Aber brauchen wir nicht gerade jetzt Journalisten mit kritischem Geist und wegweisenden Ideen, wenn wir weiterhin über das Weltgeschehen informiert sein wollen? Muss auf die technologische nun nicht eine ideologische Revolution folgen? Der Paradigmenwechsel kann doch sicherlich nicht darin bestehen, die journalistischen Anforderungen in Frage zu stellen, anstatt die Geschäftsmodelle der Medienunternehmen und das Verhalten der Konsumenten. Sonst könnte es sein, dass sich eines Tages unsere Wahrnehmung hinter dem iPad nur noch auf einen virtuellen Raum beschränkt.

Geschrieben von Maz Blogger

10. September 2010 um 09:08

Abgelegt in Allgemeines,Wirtschaft

2 Kommentare zu 'Marion Starck, Präsidentin des Schweizerischen Public Relations Institut (SPRI) und Inhaberin der Managementberatung Starck Public Relations in Zürich'

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  1. Unterschreibe ich fast alles! Ich glaube einem Großteil der PR-Szene ist bewußt, dass „Journalisten mit kritischem Geist“ wichtig, ja notwendig sind. Nur: Nicht die technische Revolution bedroht den Journalismus, sondern die allgegenwärtige und grundsätzliche Gleichgültigkeit gegenüber Qualität. Die einzige Qualität, die der Leser zu schätzen scheint, ist der günstige Preis.(Geiz ist geil.) Was nichts kostet, kann nicht schlecht sein. Oder: Kostet’s nichts, schadet’s nichts. Diese Einstellung – und dann kommt natürlich hinzu, dass es derzeit chic ist „alte“ Medien tot zu sagen – kann à la longue dazu führen, dass es keinen Journalismus mehr geben wird. Diejenigen, die glauben, den Wert von gutem Journalismus zu kennen (ich nehme mich selbst nicht aus!), sollten sich einmal fragen, was sie bereit sind, dafür zu zahlen.

    Lou Cloos

    13. Sep 10 um 20:56

  2. Liebe Marion Starck,

    Information ist eine Ware und der Journalist ist der Handwerker, der diese Ware bearbeitet. So wie sich alle Produkte im Laufe der Entwicklung verändern (meist auch verbessern, siehe Auto), so verändert sich auch das Angebot der Informationen hinsichtlich Inhalt, Gehalt und Darstellung. Selbst die Bildzeitung ist in den 60 Jahren ihrer Existenz qualitativ besser geworden.
    Guter und sauber recherchierter Journalismus ist teuer, wird auf der anderen Seite aber auch vom Markt bezahlt. Das ist mit allen Produkten so.
    Das Angebot an Information ist durch das Internet derart vielfältig und groß, dass es unmöglich ist, jede Information zu erfassen und gleich zu gewichten.
    Auch hier wird jeder Konsument selektieren.

    Die beschleunigte Informationsübertragung war zweifellos bei den jüngsten Katastrophen (Fukushima) und Bürgerkriegen (arabischer Frühling) für die jeweilige Entwicklung ein großer Vorteil, weil die Weltöffentlichkeit jeweils unmittelbar reagierte und Einfluß nahm.

    Nach Kondratieff folgt auf das Zeitalter der Informationstechnologie (5. K), das Zeitalter der Gesundheit. Wobei diese Feststellung immer erst mit zeitlichem Abstand getroffen werden kann.

    Insofern stellt sich auch die Frage, ob wir uns nicht längst in einem ideologischen Umbruch befinden; wenn wir die Eurokrise und die Gesellschaftliche Entwicklung betrachten.

    Ein Journalist ist gehalten in seiner Nachrichten-übermittlung Zukunft weisend den Nutzen oder Verlust im Sinne einer „Wertschöpfung“ darzustellen.
    Dann ist die Nachricht auch „wertvoll“.

    herzliche Grüße

    Neithard Dahlen

    Neithard Dahlen

    23. Jul 12 um 11:13

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