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Change and Uncertainty: Keynote von Jonathan Hewett

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„Es reicht nicht, wenn wir auf Veränderungen reagieren, wir müssen sie proaktiv angehen.“

Hewett zeigt anhand von verschiedenen Analogien, wo sich der Journalismus sich heute befindet und in welche Richtung er sich verändern muss.

1) Elisabeth Kübler-Ross: In „On Death and Dying“ hat die Psychiaterin ein Standardmodell entwickelt, wie Menschen mit Tod und dem Sterben umgehen. Sie beschreibt fünf Phasen des Trauerns: Denial, Anger, Bargaining, Depression, Acceptance. Hewitt lakonisch: „Wir alle kennen Aussagen von Kollegen, die sich genau entlang dieser Phasen bewegen.“

2) Gaskocher: Vor 25 Jahren hat Hewett ein Jahr in Deutschland gelebt und hatte dabei zum Kochen nur einen einzigen Gaskocher zur Verfügung. Ein deutscher Kollege schlug ihm vor, Eintopf zu kochen. Hewetts erster Versuch: Ein Eintopf aus Spaghetti, Kartoffeln und Linsen. Die Analogie zum Journalismus? „Viele Medienhäuser versuchen heute irgendwie Eintopf zu kochen, vermischen alles mögliche, was ihnen gerade in den Sinn kommt.“

3) Grocott’s Mail: 1869 gegründet ist Grocott’s Mail die älteste Zeitung Südafrikas. Traditionell ist bei der Zeitung nicht mehr viel. Mit ihrer Onlineausgabe Grahamstown NOW prägt sie modernen Journalismus an forderster Front mit. Die mobile Applikation bietet neben lokalen News auch viele lokale Services (Mitfahr-Koordination unter Nutzern, Sonderaktionen von lokalen Händlern direkt per SMS an die Leserschaft)

4) Thomas Midgely: Der Chemiker hat zahlreiche Substanzen entdeckt, die heutige Treibstoffe ermöglicht haben und Veränderungen ausgelöst haben, die damals weder er noch andere vorausgesehen haben. Midgely wurde einmal als jene Person kritisiert, die am meisten zur Klimaschädigung beigetragen hat. Die Analogie zum Journalismus: Aktuell finden Veränderungen statt und werden Weichen gestellt, deren Folgen nicht absehbar sind. Dessen müssen sich Journalisten bewusst sein.

Hewett betont mit Blick auf die Zukunft des Journalismus insbesondere die Bedeutung von datengetriebenem Journalismus (data journalism), der öffentlich zugängliche Datenbanken nutzt, hyperlokale Communities aktiviert, stark auf Programmierung und Visualisierung setzt und dem Journalismus neue Möglichkeiten eröffnet. „That might be a million miles away from what we traditionally think journalism is, but it’s hugely important“.

Einfach in Kübler-Ross‘ letzte Phase der „Acceptance“ über zu gehen, könne nicht der richtige Weg sein.

Zur Person: JONATHAN HEWETT
Director of Newspaper Journalism, Graduate School of Journalism, City University London.
> Universitäts-Profilseite
> Hewitts Blog: Hackademic
> Jonathan Hewett bei Twitter

Geschrieben von David Bauer

7. September 2010 um 18:04

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