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Ariane Ehrat, CEO Engadin St. Moritz

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Ariane Ehrat

Ariane Ehrat

Solider Journalismus erwünscht

Liebe Journalistin, lieber Journalist

Eines vorweg: Sie, die heute mitten im journalistischen Berufsleben stehen, erleben eine herausfordernde Ära.

Die mir gestellte Frage lautet: Wozu noch Journalismus?
Auf das Risiko hin, dass Sie mich für sehr konservativ halten, behaupte ich: Journalismus ist eine berufliche Disziplin mit Rechten und Pflichten wie andere Berufe sie auch haben und einhalten sollten.

Medienschaffende braucht es da, wo es wichtig ist, Informationen aufzunehmen, zu analysieren, wiederzugeben oder je nach Gefäss zu bewerten. Oft liegen diese Informationen nicht vor der eigenen Haustüre, sondern müssen über weite Strecken oder Wissensbarrieren hinweg eingeholt und ausgetauscht sowie beurteilt werden.

Wenn ich mich für den Journalismus ausspreche, meine ich die Berichterstattung und Meinungsbildung in ihrer ganzen lokalen, regionalen, nationalen und internationalen Breite und Tiefe.

Dabei bin ich mir bewusst, dass die Medienlandschaft umgepflügt worden ist respektive immer noch umgepflügt wird.

Glaubwürdigkeit und Verantwortung
Einfach auszuüben ist dieser Beruf sicher nicht. Journalisten mit fundierter Ausbildung und genügend Zeit für Recherchen sollten meines Erachtens unabdingbare Ressourcen jedes Mediums sein. Nur wer recherchiert hat und die Fakten kennt, kann diese objektiv beurteilen. Und nur dann sollte er oder sie Beiträge publizieren.

Pfannenfertige Convenience-Produkte schmecken halt weder im Journalismus noch in der Kulinarik gleich gut wie Gerichte aus der Haute Cuisine.

Da Nachrichten immer hybrider, das heisst über immer mehr Kanäle verbreitet werden, sollte dem Ehrenkodex umso mehr Sorge getragen werden. Mir scheint es wichtig, dass Themen relevant oder zumindest interessant sind, Nachricht und Kommentar getrennt werden und publizierte Fakten der Wahrheit entsprechen.

Qualität statt Kopie
Als Tourismusdirektorin lese ich manchmal Artikel über Engadin St. Moritz, ohne meine Arbeit darin wieder zu erkennen. In solchen Momenten wünsche ich mir eine solide und verlässliche Medienlandschaft. Eine Landschaft mit mehr Pflicht statt Kür, die auf bestmöglicher Ausbildung basiert und die aktuellen Themen ausgewogen wiedergibt. Ich wünsche mir aber auch eine Medienlandschaft, die trotz aller wirtschaftlichen Unbill gesund ist und immer mal wieder eine erfreuliche Blüte hervorbringt.

Die alten Pflichten sind auch die neuen
Für mich ist ein Leben ohne Medienschaffende undenkbar. Ich schätze es, über meinen Tellerrand hinaus über Neuigkeiten ins Bild gesetzt zu werden sowie die Möglichkeit zu haben, via Medien die Aktivitäten von Engadin St. Moritz einem breiten Publikum bekannt zu machen. Auch lebe ich gut damit, wenn über mich oder über unsere Region kritisch berichtet wird – solange Fakten ausgewogen zum Zug kommen und nicht nur eine einzige Sichtweise dargestellt wird.

Sie sehen, ich stehe den Medien pragmatisch gegenüber. Ich kehre zum Ausgang meiner Überlegungen zurück: Journalismus ist eine berufliche Disziplin mit Rechten und Pflichten wie andere Berufe sie auch haben und einhalten sollten. Aus dieser Sicht ist Journalismus äusserst erhaltenswert.

Geschrieben von Maz Blogger

15. Juli 2010 um 09:31

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