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Milena Moser antwortet dem MAZ

1 Kommentar

Milena Moser

Journalisten erklären die Welt. So, dass man sie versteht. Das ist eine Vertrauensposition. Sie setzt voraus, dass Journalisten wissen, worüber sie schreiben. Dass sie selber hinschauen, nachdenken und Schlüsse ziehen – ohne die Copy-Paste-Funktion zu verwenden. Das braucht Zeit, und das braucht Geld.
Die Antwort ist eineinhalb Kilo schwer und heisst «The San Francisco Panorama» – ein 320 Seiten starkes Experiment des Schriftstellers Dave Eggers («Ein herzzerreissendes Werk von umwerfender Genialität»), der einfach einmal zeigen wollte, was wirklich möglich ist. Was eine Zeitung – im Gegensatz zum Internet – sein kann. Zusammen mit befreundeten arbeitslosen Journalisten kreierte er ein wahres Meisterwerk: mit Originalcomics, hundert Seiten Literaturbeilage, einem sechzehnseitigen Essay von Stephen King über ein Football-Spiel, mit herausnehmbaren Postern, Tusch- Illustrationen, auf grünem und rosa Papier gedruckt und in einem Format, das eigentlich nur auf einem altmodischen Lehnsessel ganz auseinandergefaltet werden kann. Dafür lagen gleich zwei handliche Magazine bei, eines allein für Reportagen.
Das «San Francisco Panorama» war satt mit Anzeigen gespickt und in wenigen Stunden ausverkauft. Eggers schloss daraus, dass Leser durchaus bereit sind, mehr für eine Zeitung zu bezahlen, solange sie auch mehr von ihr bekommen. Fehlt nur noch jemand, der bereit ist, so eine Zeitung auch zu machen. Jeden Tag.

Geschrieben von Maz Blogger

28. Juni 2010 um 15:14

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1 Kommentar zu 'Milena Moser antwortet dem MAZ'

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  1. Schön, im Ansatz einverstanden. Aber müssen Qualitätsanbieter wirklich versuchen, dass Internet mit der Masse (in Kilo und Seitenzahl) zu schlagen? Das funktioniert nur ausnahmsweise, in exemplarischer Bündelung der Kräfte, nicht jeden Tag, leider.

    ugly

    28. Jun 10 um 20:49

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