Ludwig Hasler antwortet dem MAZ
Fragen wir doch gleich: Wozu noch Demokratie? Solange das Volk in allen wichtigen Fragen das letzte Wort hat, braucht es Informationen, die nicht aus PR-Abteilungen kommen, Argumente, die nicht von Interessenvertretern vorgekaut sind. Für diesen Service public bleibt Journalismus die erste Adresse – gerade im Zeitalter der digitalen «Schwarmintellingenz»: Wenn angeblich jede Information jederzeit verfügbar wird, wächst das Bedürfnis nach einer Autorität, die auswählt, nachforscht, durchblickt, klug, scharfzüngig, erhellend formuliert.
Die Frage wirkt also rhetorisch – und taugt doch zur Klärung des Selbstverständnisses. Journalisten sind selber schuld, wenn die Blogosphäre gerade für intelligente Zeitgenossen interessanter wird als das routinierte Einerlei mancher Tagesmedien; sie machen sich selber überflüssig, wenn sie bloss weiter reichen, was ins Netz gestellt, in Communiques geschrieben wird. Journalismus überlebt als Aufmischer der Infoklumpen, als intelligentes Ferment der Meinungsträgheit. Er muss weg von der einschläfernden Konsenskultur – hin zur Lust auf Dissens, zum Anzetteln leidenschaftlicher Debatten. Journalismus als Fegefeuer der Denkfaulheit: unabhängig, engagiert, unverschämt.
Ludwig Hasler, Publizist, Philosoph
Ein starkes Statement – Danke! Das erübrigt dann die Frage „Wozu noch Philosophie?“
Boss
24. Juni 10 um 14:18
Auf den Punkt gebracht, Ludwig Hasler! Schliesse mich Boss an und danke ebenfalls.
Maria
25. Juni 10 um 19:32